Vorsprung Frankfurt - Zum Tod von Barbara Çakir-Wahl

Zum Tod von Barbara Çakir-Wahl

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Die ehemalige Leiterin der Frankfurter Volkshochschule (VHS), Barbara Çakir-Wahl, ist nach langer Krankheit am 19. Januar verstorben. Die 1950 in Brake an der Unterweser geborene Çakir-Wahl hatte seit 2006 für rund zehn Jahre die Geschicke der VHS geleitet.

„Mit Barbara Çakir-Wahl verlieren die Volkshochschulen in Frankfurt und darüber hinaus eine Vordenkerin und Kämpferin für die Emanzipation durch Bildung. Weiterbildung und Chancengerechtigkeit waren für sie Herzensthemen und gehörten unmittelbar zusammen. Hinter Barbara Çakir-Wahl konnten sich alle versammeln“, sagt Bildungsdezernentin Sylvia Weber. „Wie wenige andere hat sie die Erwachsenenbildung in Frankfurt geprägt und sich dafür eingesetzt, dass die Volkshochschulen im Bildungssystem fest verankert sind.“

Mit der Frankfurter Volkshochschule war die Diplompädagogin seit 1977 verbunden. Zu jener Zeit, als die Volkshochschule noch im Volksbildungsheim am Eschenheimer Tor, dem heutigen Metropolis-Kino, angesiedelt war, unterrichtete sie „Gastarbeiter“ in Deutsch als Fremdsprache. 1979 wurde sie vom damaligen Amt für Volksbildung fest eingestellt und unterrichtete als Weiterbildungslehrerin all diejenigen, die in ihrem Leben einen Schulabschluss aus verschiedensten Gründen verpasst hatten. Ihr Engagement führte sie dann in leitende Funktionen der VHS: zunächst im Bereich Schulabschlüsse, später als stellvertretende Betriebsleitung und Leiterin des Fachbereichs Allgemeine Bildung und Stadtteilangebote. 2006 wurde sie zur Betriebsleiterin ernannt.

Wichtig war Çakir-Wahl eine starke Präsenz der Volkshochschule innerhalb der Stadt Frankfurt. Die Bedeutung der VHS unterstrich sie durch Bedarfsstudien und sicherte die Zukunft durch ein aktives Zubewegen auf potentiell Interessierte. Als langjähriges Vorstandsmitglied des Hessischen Volkshochschulverbandes und Mitglied des Beirates des Deutschen Volkshochschulverbandes verstand sie Volkshochschule stets auch als Netzwerkpartnerin im nationalen und internationalen Austausch sowie als Begleiterin der Migration und des demografischen Wandels. Sie baute den Kundenservice der Frankfurter Volkshochschule aus und führte ein Qualitätsmanagement ein. Fort- und Weiterbildung begriff sie als lebenslanges Lernen im Rahmen von demokratischen Prozessen. Dass es keine andere Institution gibt, die diesen Gedanken so wie die VHS durch ihre Angebotspalette und ihre Beratungsleistungen aufgreift, war ihre Überzeugung.

In Kiel und in Frankfurt hatte Barbara Çakir-Wahl in den 1970er Jahren Pädagogik studiert. Der Besuch von Seminaren zur Kritischen Theorie und die politischen Bewegungen dieser Zeit prägten sie. Gewerkschaftliches Engagement, Solidarität und Aufstehen gegen Unrecht – all das bestimmte ihren Lebensweg bis zuletzt.

„Nicht nur die Volkshochschule, sondern ich persönlich fühle mich meiner Vorgängerin zu großem Dank verpflichtet. Barbara Çakir-Wahl begleitete meinen Anfang in der VHS und unterstützte meinen beruflichen Werdegang. Über viele Jahre haben wir konstruktiv und mit guten Ergebnissen zusammengearbeitet. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren“, sagt der derzeitige VHS-Direktor Danijel Dejanovic, der die Betriebsleitung seit dem 15. Dezember 2021 innehat.

Foto: Barbara Çakir-Wahl, Copyright: Christoph Boeckheler



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